Trumps Zoll-Gambit: Ein neuer Kurs im Ukraine-Krieg, der Putin an den Verhandlungstisch zwingen soll

Eine neue Strategie der Trump-Administration zur Beendigung des Krieges in der Ukraine scheint erste, wenn auch widersprüchliche, Reaktionen auszulösen. Mit der Androhung von Strafzöllen gegen Indien, einem der größten Abnehmer russischen Öls, wendet sich Washington von einer rein diplomatischen Linie ab und setzt auf wirtschaftlichen Druck. Dieser Schritt, der als Konfrontationskurs gewertet wird, hat bereits zu scharfen Reaktionen aus Moskau geführt, inklusive kaum verhohlener Drohungen mit einem Atomkrieg. Gleichzeitig gibt es erste Anzeichen, dass der wirtschaftliche Druck Wirkung zeigt: Indische Staatsraffinerien haben ihre Käufe von russischem Öl vorerst gestoppt.

Die neue Politik, die von Präsident Trump gestern verkündet wurde, sieht einen Strafzoll von 25 Prozent auf alle Waren aus Indien vor, zuzüglich einer weiteren Importsteuer.1 Der Grund: Indiens fortgesetzter Kauf von russischem Öl und Gas. „Indien wird daher ab dem 1. August einen Zoll von 25% zahlen, plus eine Strafe für das oben Genannte“, so Trump. Diese Maßnahme zielt nicht direkt auf Russland, mit dem die USA ohnehin kaum Handel treiben, sondern auf die Nationen, die die russische Kriegswirtschaft am Leben erhalten – allen voran Indien und potenziell bald auch China.

Diese Eskalation folgt auf Monate, in denen eine diplomatische Lösung zunehmend aussichtslos erschien. General a.D. Jack Keane kommentierte auf Fox News den Politikwechsel: „Er [Trump] bewegt sich von der reinen Diplomatie zur Konfrontation.“ Putin habe ein bedingungsloses 30-tägiges Waffenstillstandsangebot der Ukraine ignoriert und den Krieg stattdessen eskaliert, insbesondere gegen die Zivilbevölkerung. Die neue Strategie kombiniere nun militärische Unterstützung für die Ukraine mit massivem wirtschaftlichem Druck.

Die Reaktion aus Moskau ließ nicht lange auf sich warten. Dmitri Medwedew, der ehemalige russische Präsident, reagierte auf Trumps verschärften Ton mit einer unverhohlenen Drohung. Nachdem Trump ihn aufforderte, seine Worte zu mäßigen, da er „sehr gefährliches Terrain“ betrete, legte Medwedew nach und sprach vom „Toten Hand“-System – einem Mechanismus, der selbst nach der Ausschaltung der russischen Führung einen nuklearen Gegenschlag ermöglichen würde. Diese Rhetorik, gepaart mit einem massiven Luftangriff auf Kiew mit über 300 Drohnen und Raketen in der vergangenen Nacht, zeigt, wie sehr sich der Kreml in die Enge gedrängt fühlt.

Gleichzeitig gibt es erste Anzeichen für die Wirksamkeit der neuen Strategie. Einem Bericht von Reuters zufolge haben indische Staatsraffinerien, die etwa 60 Prozent der russischen Öleinkäufe des Landes ausmachen, ihre Bestellungen in der letzten Woche eingestellt. Dies könnte einen unmittelbaren und empfindlichen Schlag für die russische Wirtschaft bedeuten, die fast ausschließlich vom Export von Öl und Gas abhängig ist. General Keane betonte, dass die Entziehung dieser Einnahmequelle „fast sofortige Auswirkungen“ auf Russlands Fähigkeit haben könnte, seine Rüstungsindustrie aufrechtzuerhalten und den Krieg fortzusetzen.

Dennoch bleiben Zweifel an der Nachhaltigkeit dieses Ansatzes. Ein Artikel im Atlantic Council wirft die Frage auf, warum Putin frühere, für ihn weitaus vorteilhaftere Angebote von Trump ausschlug.4 Die Autoren argumentieren, dass Putins Überzeugung, die ukrainische Staatlichkeit sei eine existenzielle Bedrohung für Russland und müsse vernichtet werden, jeden Kompromiss unmöglich mache. Aus seiner Sicht wäre jede Friedenslösung, die eine unabhängige Ukraine garantiert, eine historische Niederlage für Russland. Diese Haltung wird durch die russische Staatspropaganda untermauert, in der es heißt: „Niemand in der Ukraine sollte am Leben bleiben.“

Präsident Selenskyj begrüßte die neue Entschlossenheit der USA und betonte, dass „Frieden ohne Stärke unmöglich“ sei. Er appellierte an die Partner in Amerika und Europa, die angekündigten Maßnahmen konsequent umzusetzen, um Moskau an den Verhandlungstisch zu zwingen.

Die kommenden Wochen werden zeigen, ob Trumps riskantes Manöver, den Druck auf Russlands Partner zu erhöhen, den gewünschten Erfolg bringt. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit, in dem wirtschaftliche Kriegsführung auf unnachgiebige Ideologie und die ständige Drohung einer weiteren Eskalation trifft. Die Welt beobachtet gespannt, ob dieser neue, konfrontative Kurs den Weg zum Frieden ebnen oder in eine noch gefährlichere Phase des Konflikts führen wird.