Pragmatismus schlägt Populismus

Wenn man in Deutschland heutzutage wirklich beliebt sein will, dann gibt es einen sicheren Weg: Man stellt sich tapfer gegen die AfD, beschimpft ihre Wähler als Dumpfbacken, die zu blöd sind, die Vorzüge der Energiewende, der offenen Grenzen und der weltrettenden Steuerpolitik zu verstehen. Man gibt sich empört und moralisch überlegen – und lässt ansonsten alles beim Alten. Die Ergebnisse dieser Strategie? Nun ja, schauen Sie sich die Umfragen an: Die AfD kratzt an der 20-Prozent-Marke, und das Establishment zerbricht sich die Köpfe, warum.

Hier die bittere Wahrheit: Die Menschen wählen die AfD nicht aus ideologischer Verblendung oder gar Nostalgie nach „den dunklen Zeiten". Sie tun es aus Frust. Frust über eine Politik, die den kleinen Mann melkt, während sie die moralischen Ideale von Davos in die Welt hinausposaunt. Eine Politik, die Migration handhabt, als wäre Deutschland ein All-you-can-eat-Buffet ohne Kassensystem. Eine Politik, die so nachhaltig ist, dass bald nicht nur die Umwelt, sondern auch die Industrie nachhaltig verschwunden ist. Kurz: Die Leute haben die Nase voll.

Die Lösung? Sie ist ebenso einfach wie unpopulär: Die Themen der AfD übernehmen, bevor sie es tun. Atomkraftwerke hochfahren, Migration in die Sozialsysteme unterbinden, und die Bürokratie auf den Müllhaufen der Geschichte schicken – und zwar ohne Wenn und Aber. Nein, das ist kein Kuschelkurs mit der AfD, sondern kalter, harter Pragmatismus. Es geht darum, den Menschen das Gefühl zu geben, dass sie nicht die Wahl zwischen moralischer Selbstgeißelung und Protest haben, sondern dass ihre Sorgen ernst genommen werden.

Erinnern Sie sich an Angela Merkel? Die Kanzlerin, die die Atomkraft abschaltete, die Wehrpflicht abschaffte und die Energiewende erfand? Sie hat die CDU zur Mitte geschubst, indem sie alles übernahm, was die SPD und die Grünen in ihren feuchten Träumen wollten. Ergebnis: Die SPD schrumpfte, und die Grünen brauchten Jahre, um sich zu erholen. Die gleiche Methode ließe sich nun auf die rechte Flanke anwenden. Nur müsste diesmal jemand den Mut haben, die Themen der AfD zu entschärfen, bevor sie weiter zum gesellschaftlichen Zündstoff werden.

Doch hier liegt das eigentliche Problem: Die CDU gibt vor, die Dinge ändern zu wollen – aber mit wem eigentlich? Sie klammert sich an die Hoffnung, dass auch schwierige Koalitionen umgangen werden können. Solange sie einen strahlenden Kanzlerkandidaten präsentieren kann, der sich lautstark gegen die rot-grüne Politik stellt, wird der brave Bürger schon wieder dort sein Kreuzchen machen, wo es der CDU am liebsten ist. Was dann tatsächlich umgesetzt wird, ist zweitrangig. Doch die CDU bleibt in ihrem Dilemma: Sie liebäugelt mit den gleichen Parteien, die das Chaos erst angerichtet haben. Während SPD und Grüne die dringend benötigten Reformen blockieren, verkündet die CDU dennoch, sie werde die Wende einleiten, als sei diese nur einen Handschlag entfernt.

Der Wähler ist nicht blöd. Er merkt, wann er verschaukelt wird. Und solange sich die etablierten Parteien weigern, die echten Probleme anzugehen, bleibt die AfD die einzige Partei, die diese Missstände zumindest anspricht – auch wenn sie kaum brauchbare Lösungen bietet. Aber für viele Wähler reicht das aus. Sie wählen nicht die AfD, weil sie sie lieben, sondern weil sie den Rest nicht mehr ertragen können.

Der Schlüssel liegt im Pragmatismus. Ideologie ist etwas für Philosophie-Seminare, aber nicht für die Politik. Wer die AfD bekämpfen will, muss ihre
Themen klauen, ihre Wähler zurückgewinnen und sie in die Rolle einer Juniorpartei drängen, die nichts zu melden hat. Das ist keine Kapitulation vor dem Populismus, sondern politische Schadensbegrenzung. Und wer das nicht erkennt, spielt mit dem Feuer – nicht nur für sich selbst, sondern für die Demokratie.